Die Kunst der Tee Herstellung: Von der Ernte bis zur Tasse
- 21. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Sept.

Tee ist seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil vieler Kulturen und gilt bis heute als eines der beliebtesten GetrĂ€nke weltweit. Obwohl er in China, Indien oder Japan traditionell angebaut wird, wird Tee inzwischen auch in anderen Regionen der Welt kultiviert. Besonders faszinierend ist die Tatsache, dass alle klassischen Teesorten â GrĂŒntee, Schwarzer Tee, Oolong, Pu-Erh und WeiĂtee â aus derselben Pflanze, der Camellia sinensis, stammen.
Die Unterschiede entstehen durch die Weiterverarbeitung der BlÀtter.
Das HerzstĂŒck der Teeherstellung ist die Oxidation â ein natĂŒrlicher Prozess, bei dem die in den TeeblĂ€ttern enthaltenen Enzyme mit Sauerstoff reagieren. Ob ein Tee frisch-grĂŒn, krĂ€ftig-dunkel oder sanft-blumig schmeckt, hĂ€ngt im Wesentlichen davon ab, wie stark dieser Prozess kontrolliert oder unterbrochen wird.
Im Folgenden sehen wir uns die Herstellung der wichtigsten Teesorten im Detail an.
1. GrĂŒntee Herstellung | Frische, Reinheit und Lebendigkeit
GrĂŒntee ist in China und Japan seit Jahrhunderten ein Symbol fĂŒr Gesundheit, Achtsamkeit und Lebensfreude. Seine Herstellung erfordert viel FingerspitzengefĂŒhl, da das Ziel ist, die natĂŒrliche Frische der BlĂ€tter zu bewahren.
Herstellungsschritte:
PflĂŒcken â meist werden die jungen Knospen und die obersten BlĂ€tter gesammelt.
Welken â die BlĂ€tter verlieren leicht an Feuchtigkeit, damit sie elastischer werden.
Erhitzen â der entscheidende Schritt: Durch DĂ€mpfen (japanische Methode) oder Rösten in groĂen Pfannen (chinesische Methode) werden die Oxidationsenzyme deaktiviert.
Rollen und Formen â die BlĂ€tter werden von Hand oder maschinell in typische Formen gebracht (z. B. spiralförmig, nadelförmig oder zu kleinen Kugeln gerollt).
Trocknen â abschlieĂend werden die BlĂ€tter schonend getrocknet, um ihre Haltbarkeit zu sichern.
Geschmack: Frisch, grasig, manchmal sĂŒĂlich oder leicht herb â je nach Sorte.
2. Schwarztee Herstellung | KrÀftig und aromatisch
Schwarzer Tee ist im Westen am weitesten verbreitet. Sein tiefdunkler Charakter entsteht durch die vollstĂ€ndige Oxidation der BlĂ€tter. Dieser Prozess entwickelt intensive Aromen, die von malzig ĂŒber wĂŒrzig bis sĂŒĂlich reichen können.
Herstellungsschritte:
Welken â die frisch gepflĂŒckten BlĂ€tter werden auf Bambusmatten oder in speziellen RĂ€umen ausgebreitet. Sie verlieren etwa die HĂ€lfte ihres Wassergehalts.
Rollen â die BlĂ€tter werden gerollt oder gequetscht, damit der Zellsaft austritt und mit Sauerstoff reagiert.
Oxidation â nun beginnt die Verwandlung: Die BlĂ€tter nehmen eine kupferrote bis braune Farbe an, und die Aromen entfalten sich.
Trocknen â der Prozess wird durch Hitze gestoppt, die BlĂ€tter werden haltbar gemacht.
Geschmack: KrĂ€ftig, vollmundig, oft malzig oder wĂŒrzig.
3. Oolong Tee Herstellung | Die Balance zwischen GrĂŒn und Schwarz
Oolong gilt als der âMeister-Teeâ fĂŒr Kenner, weil er eine enorme Geschmacksvielfalt bietet. Seine Besonderheit liegt darin, dass er teilweise oxidiert ist â je nach Sorte zwischen 10 und 70 %.
Herstellungsschritte:
Welken und leichtes SchĂŒtteln â die BlĂ€tter werden in Bambuskörben bewegt, sodass ihre RĂ€nder leicht aufbrechen.
Teilweise Oxidation â die Fermentation wird genau dann gestoppt, wenn das gewĂŒnschte Aroma erreicht ist.
Erhitzen â die Oxidation wird durch Erhitzen in Pfannen oder Ăfen beendet.
Rollen und Trocknen â abschlieĂend werden die BlĂ€tter geformt, z. B. zu Kugeln gerollt.
Geschmack: Sehr komplex â von blumig und leicht (helle Oolongs) bis hin zu krĂ€ftig-nussig (dunkle Oolongs).
4. Pu-Erh Tee Herstellung | Der gereifte Tee aus Yunnan
Pu-Erh ist einzigartig, denn er gehört zu den wenigen postfermentierten Tees. Das bedeutet, dass er nach der Herstellung noch weiter reift â manchmal ĂŒber Jahre oder Jahrzehnte. UrsprĂŒnglich stammt er aus der chinesischen Provinz Yunnan, wo er seit Jahrhunderten getrunken wird.
Herstellungsschritte:
Basisproduktion â Ă€hnlich wie bei GrĂŒntee: PflĂŒcken, Welken, leichtes Erhitzen.
Pressen â die BlĂ€tter werden zu flachen Kuchen oder Ziegeln gepresst.
Reifung â es gibt zwei Methoden:
Sheng (roh, natĂŒrlich gereift):Â die Teekuchen lagern viele Jahre und entwickeln langsam ihr Aroma.
Shou (schnell gereift): die BlÀtter werden unter kontrollierten Bedingungen fermentiert, um den Alterungsprozess zu beschleunigen.
Geschmack: Mild, erdig, manchmal holzig oder sĂŒĂlich. Mit dem Alter oft runder und harmonischer.
5. WeiĂer Tee Herstellung | Sanft und naturbelassen
WeiĂtee gilt als die ursprĂŒnglichste Form des Tees, da er kaum verarbeitet wird. Er wurde schon in der Kaiserzeit Chinas als besonders edel geschĂ€tzt, da er aus den jĂŒngsten und feinsten Knospen gewonnen wird.
Herstellungsschritte:
PflĂŒcken â meist nur die Knospen und zartesten BlĂ€tter.
Welken â die BlĂ€tter trocknen langsam an der Luft oder in der Sonne.
Schonendes Trocknen â kein Rollen, kein starkes Erhitzen, nur sanfte Verarbeitung.
Geschmack: Sehr mild, blumig, leicht sĂŒĂ und erfrischend.
Fazit
Die Herstellung von Tee ist eine Kunst und Wissenschaft zugleich. Jede Sorte erfordert ein prĂ€zises Zusammenspiel aus PflĂŒcken, Welken, Oxidieren, Erhitzen und Lagern. Dabei entscheidet oft schon ein kurzer Moment darĂŒber, ob ein Tee frisch und lebendig oder tief und erdig schmeckt.
Wer Tee bewusst genieĂt, nimmt nicht nur die Aromen wahr, sondern auch die Geschichte, das Handwerk und die Kultur, die in jeder Tasse stecken.
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